Route 8: Schätze der Baukunst in Jemen

Reiseprogramm für eine 15tägige Tour zu den interessantesten Bauwerken von der Vorgeschichte zur islamischen Architektur

Schätze der Baukunst in Jemen ist ein Special von Adensafari und wird nur von unserer Reiseagentur angeboten. Nach wie vor ist zu wenig bekannt, wie bedeutend und vielfältig die Baukunst im Süden Arabiens ist und wie ökologisch ausgeklügelt und nachhaltig dort seit dem 2. Jahrtausend v.u.Z. gebaut wurde.

Die 15-Tagetour wendet sich besonders an jene Reisenden, die an der vorislamischen und islamischen Architektur des Jemen aus Berufsgründen oder persönlicher Neigung interessiert sind.Die Baukunst Jemens gehört zu den überragenden der Welt und hat über Jahrtausende architektonische Schätze hervorgebracht. Die Altstadt von Sana’a wurde als Weltkulturerbe von der UNESCO geschützt. Sie ist inzwischen weltweit bekannt und vorrangiges Ziel des Jemen-Tourismus. Neben Sana’a verfügt der Jemen über eine Fülle von architektonischen Meisterwerken aus allen Epochen, die wenig oder gar nicht bekannt sind und die auf unserer Reiseroute erstmals gemeinsam erschlossen werden. Dazu gehören im Umkreis von Sana’a der auf einem steilen Felsen errichtete Palast des Imam Yahya im Wadi Dahr und das verlassene, auf einem grünen Felsen errichtete Steindorf Beit Baus sowie prähistorische Felsgravuren.

Von Sana’a aus fahren wir Richtung Wüste und besichtigen die grandiosen Dammbauten und Bewässerungsanlagen von Marib aus sabäischer Zeit, Tempel- und Befestigungsanlagen aus der Zeit, als die Karawanen der Weihrauchstrasse an den Rändern der Wüste Rhub al-Khali Station machten und zur Blüte von Barakish, Marib und Shabwah führten. Dann die drei Städte im Hadramaut mit ihren verschiedenen Prägungen und Erscheinungsbildern: Shibam/Hadramaut mit den dicht gedrängten Wolkenkratzern in Lehmbauweise; Seyun und Tarim zeugen mit ihren indisch beeinflussten prächtigen Palästen vom Reichtum der Städte an den Handelswegen, die vom Subkontinent über die arabische Halbinsel zum Mittelmeer führten. Eine Besonderheit bietet das Wadi Dawan, ein nach Süden bis Al-Choreiba führendes Seitental des Hadramaut wegen seiner unglaublichen lanschaftlichen Schönheit – eine fruchtbare Oase zwischen rosafarbenen Kalksteinabbrüchen. Von hier stammen die bedeutendsten Familien des Jemen, wovon reiche Palastbauten und an die Steilwände „geklebte“ Hochhausensembles zeugen.

Ein kurzer Abschnitt unserer Reise führt durch die Gebirgsgegend nordwestlich von Sana’a, wo wir die stolzen, teils uralten Städte Kaukaban, Thula und Manakha auf den Anhöhen besichtigen, wo Feld und gebaute Stadt harmonisch miteinander verschmelzen. Beeindruckend auch die Straßenführungen und die Terrassen, die oft an steilsten Hängen bis in die Höhe von 3.000 Metern angelegt sind und von der Mühsal der Landwirtschaft aber auch von der Kunst der Landschaftsgestaltung zeugen.

Die islamische Baukunst wird durch mehrere hervorragende Moscheen und früheste Zeugnisse islamischer Baukunst repräsentiert, u.a. die große Moschee von Sana’a, die solitäre, frühe Hof-Moschee Al-Janad im zentralen grünen Jemen, die Ashrafija in Taiz, an der seit Jahren restauriert wird und die immer wieder neue Geheimnisse offenbart, und die erste arabische Universitätsstadt Zabid mit ihren Ensembles. Aden an der Südspitze des Landes wurde immer wieder zerstört und verfügt – obwohl es eine der ältesten Ansiedlungen Arabiens überhaupt ist, nur noch wenig hstorische Bauten. Beeindruckend sind die geographische Lage auf dem vorgelagerten unwegsamen Krater, der nur am Fuße der Steilabhänge besiedelt ist, sowie die Landzunge mit ihren Salinen, zwischen Lagune und offenem Meer, die zum Festland mit seinen schnell wachsenden Neubauvierteln führt. Bemerkenswert Reste britischer Kolonialarchitektur und Plattenbauten aus der kommunistischen Zeit zwischen 1967 und 1991. Route 8 Schätze der Baukunst in Jemen

Diese Tour bietet auch die Möglichkeit, einige Interieurs von Palästen, Häusern und Moscheen zu besichtigen, die sonst nur schwer zugänglich sind. Außerdem besuchen wir – vor allem im östlichen Hadramaut und im Wadi Dawan – Manufakturen von Lehmziegeln, die wie in uralten Zeiten mit Stroh verarbeitet, in Formen gepresst und an der Sonne getrocknet werden, sowie Anlagen zum Brand und zum Löschen von Kalk sowie zur Herstellung des weiß leuchtenden Mörtels Ganad, der zur Ornamentierung von Fassaden verwendet wurde und wird.Die Tour wird mit 12-30 Personen in Gruppen in mehreren Fahrzeugen organisiert. Übernachtet wird vorzugsweise in Funduqs und Hotels, die in historischen Bauwerken untergebracht sind. Dort werden auch Frühstück und Abendessen eingenommen, zu Mittag wird in einheimischen, lokaltypischen Restaurants (Mata’m) gegessen. Ein einheimischer Architekturhistoriker erläutert in englischer Sprache die Bauwerke.

1. Tag | Ankunft am Flughafen Sana’a

Transfer und Übernachtung im Hotel Felix Arabia.

Das Hotel ist in einem typischen Altstadt-Palais nahe an der Saila untergebracht. Die Saila ist ursprünglich ein Wadi an der Stadtmauer, das aufwendig restauriert wurde und in Trockenzeiten als Strasse dient.

2. Tag | Sana’a

Führung durch das Hotel als Beispiel für ein typisches Sanaer Altstadthaus: Treppenführung, Innenhof, Zimmeraufteilung, Wasser-, Licht- und Luftzufuhr, Steinkonstruktion, Fensterverglasung, Innendekor.

Besichtigung des kürzlich wieder eröffneten Nationalmuseums mit Exponaten aus allen Epochen der arabischen Kulturgeschichte und mit Modellen der verschiedenen regionalen Bautypen des Jemen: Stadthäuser aus Stein in Sana’a, Lehmbauten in der Region Marib und in Shibam/Hadramaut, Paläste im Maharadschastil im Hadramaut und afrikanische Rundhütten in der Tihama. Im Treppenhaus des Museums zeigt eine Sammlung historischer Fotografien vom Beginn des 20. Jahrhunderts den damaligen Bauzustand der wichtigsten, heute z.T. zerstörten Baudenkmäler des Landes.

Nachmittags Führung durch das historische Zentrum von Sana’a mit seinen mit weißen Blenden reich dekorierten mehrstöckigen Steinhäusern. Das geschlossene Altstadtensemble wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Besuch des Mansurhauses mit Ausstellung jemenitischer Künstler und der Möglichkeit zur Besichtigung des gesamten Hauses bis zum Dach mit Aussicht auf die Altstadt mit ihren zahlreichen Moscheen, Minaretten, der Karawanserei und den versteckten Gärten.

Besuch der großen Moschee, die zu den ältesten gehört und auf den Fundamenten eines älteren Bauwerks errichtet wurde.

Übernachtung im Hotel Felix Arabia, Sana’a

3. Tag | Sana'a - Wadi Dahr - Sana'a

Am Vormittag ausführlicher Rundgang durch die Altstadt mit Führung durch das jüdische Viertel, die Saila, zu den Stadttoren und zum Tahrirplatz. Wir studieren die Verschiedenartigkeit der Fassaden aufgrund der verschiedenen Positionen und Dimensionen der (Fenster)-Öffnungen und der weißen Banddekorationen aus Ganad auf der Stein- oder Verputzoberfläche. Ganad ist ein lokaler Mörtel von großer Haltbarkeit und glänzend weißer Oberfläche.

Nachmittags fahren wir in Richtung Westen, vorbei an eher gesichtslosen Neubauvierteln und der neu errichteten gigantischen Moschee in das Wadi Dahr, ein Ausflugsziel der Sanaer vor allem freitags, wenn dort Hochzeitszeremonien mit traditionellen Tänzen stattfinden. Wir halten zunächst beim Felsplateau, dem Schauplatz der Tänze mit der Dschambia, und haben einen großartigen Ausblick auf das fruchtbare Tal mit seinen Obstplantagen und auf die Dörfer unter und in den Felsformationen mit ihrem spezifischen Baustil. Wir fahren hinunter ins Tal und besichtigen das„Dar Imam Yahya“ oder „Dar-al-Hajjar“, das wohl bekannteste Fotomotiv des Jemen. Das auf einem steilen Felsen wagemutig errichtete Haus des Imam Yahya wurde zuletzt in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts umgebaut und steht zur Besichtigung offen. Die ältesten Teile des Hauses sind teilweise in den Felsen gehauen und beherbergen eine Zisterne. Alle Räume können besichtigt werden und bieten einen interessanten Einblick in Raumaufteilung, Belüftungs- und Kühlungssystem und Innenraumgestaltung.

Zum Tagesabschluss fahren wir zu einer verborgenen Felswand im Wadi Dahr, auf der sich prähistorische Felsritzungen von Tieren – vorwiegend Steinböcken - und von einer überdimensionalen Figur mit menschlichen Ausmaßen befinden.

Übernachtung im Hotel Felix Arabia, Sana‘a

4. Tag | Sana'a – Beit Baus – Kaukaban

Wir verlassen Sana’a in Richtung Süden und erreichen am Stadtrand das fast verlassene Dorf Beit Baus, das auf einer grünen Klippe mit Aussicht auf die sich schon bis hierher ausdehnende Stadt emporragt. Die eng an einander errichteten Steinbauten des Dorfes stehen wie eine Krone auf dem Kliff. Sie sind seit Jahren unbewohnt und verfallen zusehends. Noch ist es möglich, einige Häuser auf eigene Gefahr zu betreten und ihre Struktur zu studieren. Im Tale unterhalb der Klippe stehen einige weitere Bauten, u.a. auch eine Synagoge.

Von Beit Baus fahren wir zurück durch Sana’a und nehmen eine nördliche Ausfallstrasse, die uns nach 50 km in die historische Stadt Amran führt, die von einer gut erhaltenen 250 Jahre alten Wehrmauer umgürtet wird. Die Häuser sind teils aus Steinen, teils schon aus Lehmziegeln errichtet, jenem Baumaterial, das im Norden und Osten der Hauptstadt vorwiegend Verwendung findet.

Weiter nördlich erreichen wir die Bergstadt Thula, die sich an ein bizarres Felsmassiv anlehnt. Die Felsen reichen bis in die Stadt selbst, so dass gebauter und natürlicher Stein eine Einheit bilden. Die Geschichte von Thula reicht wie die von Kaukaban/Shibam bis in die himarytische Zeit zurück. Thula erlebte im Mittelalter eine Blütezeit, von der reiche, palastartige Häuser mit vorwiegend runden, üppig verzierten Fenstern zeugen, die den Fassaden individuelle Gesichter verleihen. Die Stadt beherbergt 25 Moscheen, aber auch zahlreiche ehemals jüdische Häuser, mehrere Stadttore und eine kürzlich restaurierte Zisterne.

Nahe dem Hauptplatz gibt es zahlreiche Lädchen mit altem und zeitgenössischem Kunsthandwerk, vorwiegend Silberschmuck, Textilien, die Djambia genannten Krummdolche sowie Messinggeschirr und Inventar. Von Thula fahren wir zunächst in die Ebene und dann wieder steil hinauf und erreichen nach 20 km unser Nachtquartier im Hotel Kaukaban, einem historischen Palast, der über 2000 Meter hoch liegt und nachts durchaus kalt sein kann.Übernachtung

im Hotel Kaukaban.

5. Tag | Kaukaban - Shibam/Kaukaban - Kaukaban

Der Tag beginnt mit einer Besichtigung der Räume des Hotels. In dem historischen palastartigen Gebäude mit mehreren Treppenhäusern ist noch einiges an altem Mobiliar vorhanden, und die Räume sind mit Stukkaturen, Nischen und Fensterumrahmungen ausgeschmückt. Besonders reich dekoriert ist der grosse mafradj (Salon).Anschließend gehen wir zu Fuß durch die Ortschaft und gehen ca. eine Stunde den steilen, schluchtartigen Treppenweg hinunter nach Shibam. Der kürzlich restaurierte Steig bietet eine großartige Aussicht auf das zu Füssen liegende Shibam/Kaukaban (es gibt auch noch Shibam im Hadramaut) und auf die sich weit erstreckende Hochebene.

Wir erreichen den Ortsbeginn und gehen durch ein Stadttor mit einer sabäischen Spolie zur Hauptmoschee, die eine der ältesten überhaupt ist. Vorbehaltlich der Eintrittsgenehmigung (manche Moscheen dürfen nur von Moslems betreten werden) besichtigen wir den eindrucksvollen Gebäudekomplex der Hauptmoschee mit großem Innenhof und provisorisch renoviertem Gewölbe. Nach dem Mittagessen in Shibam fahren wir auf Serpentinen zurück nach Kaukaban und erkunden den Ort. Viele Häuser wurden in kriegerischen Auseinandersetzungen in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts von Bomben getroffen und (teilweise) zerstört. Bemerkenswert sind in Kaukaban vor allem die holzgeschnitzten Haustore mit massiven und komplizierten Schlössern, sowie die Zisterne, die nahe am Steilabfall nach Shibam gelegen ist. Oberhalb der Zisterne befindet sich eine große Badeanlage, die offensichtlich jüdischen Ursprungs ist.

6. Tag | Kaukaban – Baraqish – Marib

Wir brechen von Kaukaban auf, und um nach Westen Richtung Wüste zu gelangen, fahren wir zunächst fast bis nach Sana’a zurück und nehmen dann die Hauptverbindungsstrasse nach Norden, die über zwei hohe Pässe und durch weitläufige Qatplantagen in den Talsohlen führt. Der Qatanbau bringt Reichtum, daher sind auch die Steinhäuser der Qatbauern palastartig und die Felder mit Wachttürmen bestückt. Nach etwa 3 Fahrstunden auf durchwegs guten Strassen führt der Weg allmählich hinunter in die Ebene und allmählich in die Wüste. An den Rändern der Wüste lagen einst die Städte der Kulturen von Ma’in, Saba, Marib und Shabwa, die den Karawanen der Weihrauchstraße Rast boten und davon reich wurden. Wir machen einen Abstecher nordwärts und besichtigen Baraqish. Diese Stadt dominierte als erste Hauptstadt des Königreichs Ma’in unter dem Namen Yathill das Zentrum des Landes. Sie erhebt sich, umgürtet von einer kreisförmigen 20 Meter hohen Wehrmauer, über die Wüste und ist schon von weitem erkennbar. Während das Mauerwerk, das die Stadt umringt , gut erhalten ist, ist die eigentliche Stadt ein Ruinenfeld. Zur Zeit wird von italienischen Archäologen ein Tempel freigelegt, sichtbar sind Gebäudereste aus verschiedenen Epochen, von der sabäischen bis zu islamischen.

Von Baraqish fahren wir südwärts und erreichen – bewacht von der Touristenpolizei, die rund um Marib die Sicherheit der Reisenden verantwortet -, die Stadt Marib am Rande der Wüste Rub–Al-Khali („leeres Viertel“). Während die heutig Stadt Marib wenig Interessantes zu bieten hat, liegen alle Sehenswürdigkeiten etwas außerhalb der Neustadt. Wir besichtigen zunächst das „Weltwunder“, den Damm von Marib, der als einer der ersten großen Bewässerungsbauten im 2. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung über einem Wadi zwischen zwei natürlichen Talsperren errichtet und befestigt wurde und bis zum 5. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung ein riesiges Gebiet urbar machte und den Reichtum der Oase Marib garantierte. Zahlreiche Wasserverteilungsschleusen aus sabäischer Zeit sind bis heute erhalten und auch die Nord- und die Südschleuse des Dammes sind sehr gut erhalten. Oberhalb des ursprünglichen Dammes bildet ein neuer Staudamm einen See. Wir besichtigen Alt-Marib, ähnlich wie Baraqish erhöht gelegen. Hier sind zwar die Stadtmauern nicht erhalten, doch können einige der Lehm- und Steinhäuser von innen besichtigt werden. Die Stadt war noch vor einigen Jahrzehnten besiedelt.
Übernachtung im Hotel Bilquis, Marib.

7. Tag | Marib – Wüste Rub-Al Khali – Seyun/Hadramaut

Bevor wir zur sechs Stunden langen Durchquerung der Wüste aufbrechen, besuchen wir noch zwei sabäische Monumente: den Awwam-Tempel auch Bilqis-Thron genannt, der sich in einem grösseren oval eingefriedeten Areal befindet, in dem auch eine Totenstadt angelegt ist. Sowohl hier wie im benachbarten Almaqua-Tempel gibt es Steintafeln mit sabäischen Inschriften und zahlreichen Steinbock-Ornamenten. Zentrum des Almaqa-Tempels sind 5 hoch aufragende Monolithe und davor ein Opfertisch.

Wir fahren nun in die Wüste „Ramlat A-Sabatain“, die den östlichen Rand der großen südarabischen Wüste „Rub Al-Khali“ bildet und erreichen nach einer Stunde die wie eine Fata Morgana erscheinende Erdölstadt Safar. Die Wüstenlandschaft ist nicht eintönig, sondern sie wechselt von Dünenformationen zu spärlich bewachsenen Steinfeldern und mitunter aufragenden Resten von Tafelbergen. Über den Verkehrsknotenpunkt Al-Qatn, von wo eine Straße nordwärts nach Saudiarabien abbiegt, gelangen wir nun an das Westende des Hadramauts. In noch weitem Abstand sehen wir die Ränder des Tafelgebirges, in welches das fruchtbare Hadramauttal eingesenkt ist. Zunehmender Verkehr signalisiert, dass wir uns einer dicht besiedelten und betriebsamen Zone nähern.

Das Wadi Hadramaut erstreckt sich von hier über 200 km, wobei das Tal immer enger wird, und mündet dann in das Wadi Massilah, jenes unwegsame, aber paradiesische Tal, welches in weitem Bogen zum Arabischen Meer führt. Der Hadramaut hieß früher „heiliges Land“ und hatte aufgrund der fruchtbaren Oasenlandschaft und des Reichtums, den die Weihrauchkarawanen brachten, mythischen Charakter. Auch heute noch zeigt sich das Tal als fruchtbare Oasenlandschaft mit Dattelpalm- und Obsthainen. Die drei größten Städte des Hadramaut – Shibam/H., Seyun und Tarim sind sehr verschieden in ihrer Geschichte, Architektur und auch in ihrem heutigen Charakter. Wir erreichen abends Seyun und quartieren uns für zwei Tage im Hotel Al-Aghaf ein, von wo wir täglich Exkursionen unternehmen.

8. Tag | Seyun – Qabr Annabi Hud – Aynat – Tarim – Seyun

Seyun, im Zentrum des Hadramaut, war Residenz der Kathiri Sultane, von deren Präsenz der monumentale zentrale Palast zeugt, in dem heute ein reichhaltiges kulturgeschichtliches Museum untergebracht ist und das auch Fotografien der frühen Jemen-Reisenden Freya Starck beherbergt. Bemerkenswerk an diesem Palast ist die Kunstfertigkeit und technische Raffinesse der holzgeschnitzten verstellbaren Fensterläden zur Regulierung von Licht und Luft. Während diese Läden die Sicht nach außen erlauben, bleiben die innen am Fenster Stehenden (Frauen) unsichtbar. Der gigantische Palast ist eine frühe, noch relativ bescheidene Variante des indisch geprägten Maharadschastils und zeugt von den engen Verbindungen des Hadramaut nach Indien besonders im 18. und 19. Jahrhundert.

Wir fahren in Richtung Osten, passieren Tarim und erreichen nach etwa 100 km das östliche Ende des Hadramaut und den Beginn des schwer zugänglichen Wadi Massilah. An diesem Übergang liegt die Pilgerstätte Qabr Annabi Hud, ein Grabdenkmal mit größerem Gebäudekomplex für den Propheten Hud, das unter einem monumentalen Felsmassiv hervorleuchtet.

Nun kehren wir um und machen einen weiteren Halt in Aynat, wo wir einen Blick auf einen der schönsten islamischen Friedhöfe mit Grabkapellen werfen. Während in der sunnitischen Tradition der Totenkult weitgehend unbekannt ist und Begräbnisstätten daher bescheiden sind, haben sich im Hadramaut, wo es sowohl schiitische wie Sufi-Traditionen gibt, Monumente für Heilige und reich ausgestattete Grabstätten erhalten.

Weiter an der Strasse westwärts bleiben wir bei einigen Produktionsstätten von Baumaterialien stehen, die wie seit uralten Zeiten hergestellt werden: Lehm wird mit Strohpartikeln versetzt und in Formen zu etwa 30 x 20 x 5 cm großen Ziegeln gepresst, die dann an der Sonne in ästhetischen Formationen getrocknet und gestapelt werden. Kalk wird in speziellen Öfen gebrannt und dann in Kalkgruben gelöscht. Beide Baumaterialien finden nach wir vor im Hadramaut Verwendung.

Wir erreichen Tarim und machen einen Spaziergang durch die Innenstadt, deren Paläste weitgehend dem Ruin anheim fallen. Vom früheren Stolz der Stadt berichtet das höchste Minarett der saudiarabischen Halbinsel, das wie die meisten anderen Bauten der Stadt indisch geprägt ist. Tarim hat seit altersher den Ruf einer konservativen Stadt der Wissenschaft. Seine Universität geht auf das 10. Jahrhundert zurück. Wir besuchen- sofern geöffnet – die Al-Aghaf-Bibliothek mit wertvollen Manuskripten und den Kaf-Palast, der – obwohl weitgehend leer und dringend restaurierbedürftig – vom einstigen Reichtum der Herrscher zeugt.

Abends Rückkehr nach Seyun.

9. Tag | Seyun – Shibam/Hadramaut – Wadi Dawan – Al-Choreiba

Nach einer kurzen Wegstrecke westwärts im verkehrsreichen Hadramaut erreichen wir Shibam, die architektonisch nach Sana’a wohl bekannteste Stadt des Jemen, deren aus Lehmziegeln errichtete Häuser mit bis zu 10 Stockwerken als die ersten Wolkenkratzer gelten. Die Ausdehnung in die vertikale Dimension ist in Shibam – nicht wie in den Seitentälern des Hadramaut, wo durch das Höhenwachstum der kostbare fruchtbare Boden im Wadigrund gespart werden sollte – in der Begrenzung durch die Stadtmauern begründet, die Jahrhunderte lang keine Ausdehnung in die Horizontale erlaubte. Shibam liegt nämlich schon in jenem äußeren Bereich des Hadramaut, wo sich der Talgrund in die Wüstenebene erweitert, hier ging es also nicht um Kostbarkeit des Bodens, sondern vielmehr um Sicherheit hinter den Mauern vor den Einfällen räuberischer Beduinen.

Die Stadt war nach der Zerstörung Shabwahs expandierende Hauptstadt des Königreichs Hadramaut und hatte Reichtümer zu schützen. Die hoch aufragenden Lehmhäuser an den engen Gassenschluchten verfügen über zahlreiche Öffnungen – oft getrennt für Licht, Luft und Kühlung. Wie in Seyun weisen Türen, Tore und Fenster kunstvolle Holdschnitzereien auf.

Nach einem ausgedehnten Gang durch Shibam fahren wir weiter westwärts bis nach Al-Qatn und biegen dann südwärts in das schönste der Seitentäler des Hadramaut ein, das Wadi Dawan, aus dem einige der bekanntesten Familien Arabiens stammen, u.a. auch die Bughdan und die Bin-Laden-Familien.Das Wadi verengt sich über fast 100 km nach Süden, eingezwängt von den rosafarbenen Klippen der Hochebene des Djol, und gibt immer weniger Raum für die fruchtbaren Oasen mit tropischer Vegetation – Bananen, Papaya, Datteln und Zitrusfrüchten. Die Ortschaften – Al Hajjarain am Anfang des Tales und Khoreiba am Talschluss sind die schönsten – kleben an den Klippen mit wagemutigen Konstruktionen und werden durch Treppenpfade erschlossen.

Übernachtung im Funduk in al-Choreiba..

10. Tag | Al-Choreiba – Al-Mukalla – Bir Ali

Wir fahren wieder nordwärts und, bevor wir die Ost-West-Strecke in den Hadramaut erreichen, erklimmen wir die etwa 100 Meter hohe Kalksteiwand und erreichen die Hochfläche des Djol. Wir verbringen die meiste Zeit mit der Überquerung des kahlen, einsamen und kargen Djol im Auto. Auf dieser Hauptverbindung erreichen wir nach etwa sechs Stunden Fahrzeit ca. 30 km westlich von Mukalla das Arabische Meer. Wir halten kurz in Mukalla, dem Hafen des Hadramaut.

Die Stadt liegt eingepresst zwischen Meeresufer und nahem vulkanschwarzem Steilabhang und hat sich in den letzten Jahren aufgrund wirtschaftlicher Prosperität schnell nach Westen und Osten hin ausgedehnt. Wir besuchen kurz den Suq und die an die Felswand gebauten Altstadthäuser bevor wir an der Küste weiter nach Westen fahren. Die Küstenlandschaft bietet ein kontrastreiches Panorama aus schwarzen Lavaerhebungen und weißen Sanddünen. Direkt am Meer liegt ein Krater mit See, dessen grünes Süsswasser sich intensiv vom darunter liegenden blauen Meer abhebt. Wir erreichen das Fischerdorf Bir Ali und kurz darauf die Bucht von Qana, dem im Meer versunkenen antiken Hafen des Hadramaut, der im Schutz des vorgelagerten “Husn Al-Ghuraf” (Rabenhorst) angelegt wurde und die Endstation der Weihrauchstrasse bildete. Hier übernachten wir in einem einfachen Funduq oder in Hütten direkt am Strand.

11. Tag | Bir Ali - Aden

Nach einem morgendlichen Bad in der Bucht des hier sanften Arabischen Meeres haben wir die längste Wegstrecke der gesamten Route vor uns. An der Küstenstrasse sehen wir, aneinandergereiht, eine Reihe von monumentalen alten Kalkbrennöfen, die wie in alten Zeiten das Rohmaterial für die Fassaden- und Innenraumgestaltung produzieren. Nach dem Brennen wird der Kalk gelöscht und in Mörtel sowie Wandfarbe veredelt.

Seit kurzem wurde die Küstenstrasse durch die Provinz Shabwah fertig gestellt und wir fahren nun über 400 km westwärts an der, abgesehen von ein paar Fischerdörfern unbesiedelten und naturbelassenen, manchmal eintönigen Küste des arabischen Meeres entlang zum Golf von Aden. Gegen Abend erreichen wir Aden, die zweitgrößte Stadt des Landes, die vor allem in den letzten Jahrhunderten, eine ganz eigenständige Geschichte – und daher auch Baugeschichte erlebt hat. Obwohl uralt, gibt es wegen zahlreicher Katastrophen und Eroberungszerstörungen – abgesehen von den Zisternen im Krater – keine historischen Baudenkmäler. Einige Reste britischer Kolonialarchitektur und am Westhang des Kraters die kommunistischen Plattenbauten der Regierung des Südjemen (aus den 1970er und 80er Jahren) bieten neben der aussergewöhnlichen Lage des vom Krater und der Landzunge geschützten Hafens die Hauptattraktion. Übernachtung in Aden.

12. Tag | Aden – Taizz

Am morgen fahren wir von der heißen Küstenebene nordwärts und erreichen nach etwa 3 Fahrstunden Taizz, die klimatisch angenehmste Großstadt des Jemen, im Grünen zwischen Bergmassiven gelegen, mit gutem Wasser und frischer Luft – ein Anziehungspunkt für reiche Jeminiten, wovon das große Villenviertel am Hang des Hausberges „Jabel Saber“ zeugt.

Taizz ist nicht nur landschaftlich schön und klimatisch gut gelegen, sondern verfügt über reiche Kunstschätze aus vorislamischer und islamischer Zeit . Ein Großteil der Stadt ist modern, doch gibt es nahe am Hand des Berges Reste einer bedeutenden Altstadt mit mehreren Moscheen aus dem 13. und dem 14. Jahrhundert. Wir besichtigen die Ashrafiah-Moschee, die auf einem kürzlich freigelegten älteren Unterbau ruht und eine aufwendige Anlage zur rituellen Reinigung besitzt. Anschließend Besuch eines kuriosen Museums, das ein unglaubliches Sammelsurium aus dem Inventar eines reichen Kolonialhauses der 30er Jahre präsentiert. Ausflug auf die halbe Höhe des Jabel Saber mit Aussicht auf die Stadt. Die Bewohner am Jabel Saber berufen sich auf eine stolze, eigenständige Tradition – die Frauen tragen keinen Gesichtsschleier.

Am Abend Besuch des Suq und Übernachtung in Taizz.

13. Tag | Taiz – Al-Janad – Giblah – Ibb – Taiz

An diesem Tag besuchen wir drei Städte/Orte, welche die islamisch geprägte Architektur des Landes – die zeitlich unserem Mittelalter entspricht – repräsentieren. Wir besuchen zuerst Al-Janad mit einer heute frei in der Landschaft stehenden Moschee. Diese Hofmoschee, die heute fast 2 Meter unterhalb der umgebenden Sanddünen liegt, zählt wie die Große Moschee in Sana’a zu den ältesten. Beide sind nach dem Vorbild der Kaaba-Moschee in Mekka gebaut. Die Moschee von Al-Janad wurde noch zu Lebzeiten des Propheten Mohammed errichtet, als Al-Janad Hauptstadt des südlichen Jemen war. Das imposante Minarett überragt Bauten und Landschaft. Die Anlage zur rituellen Reinigung ist weiträumig angelegt und gut erhalten.

In Jiblah gehen wir entlang einer Schlucht durch die fast geschlossen erhaltene Altstadt zum Gebäudekomplex (Grabmoschee, Palast, Höfe) der Königin Arwa bint Ahmed, die im 11. Jahrhundert regierte. Im Gegensatz zum strahlend weiß getünchten Al-Janad sind die Steinfassaden des Minaretts und der Mosche mit Ornamentbändern reich geschmückt. Der gesamte Komplex ist bisher nur wenig erforscht, und von Zeit zu Zeit werden neue Schichten freigelegt.

In Ibb liegt die Altstadt erhöht und ist labyrinthisch angelegt. Wir wandern durch die verwinkelten Gassen und Treppenpfade, über enge Plätze der großen und noch dicht belebten Altstadt mit charakteristischen Steinfassaden. Es gibt die verschiedensten Haustypen mit vielfältigen Gesichtern. Ein durchgehendes Merkmal sind relativ kleine, kreisrunde Fensteröffnungen.

Abends Rückkehr nach Taizz und Übernachtung

14. Tag | Taizz – Beit al-Faqih – Zabid- Manakha

Nach dem Frühstück nehmen wir die Strasse, die von Taizz westwärts in die Tihama und ans riote Meer führt und machen in Zabid und dann in Beit Al-Faqih halt. Wir durchfahren eine Landschaft, die sich vom bisher Gesehenen grundlegend unterscheidet und an die Nähe der afrikanischen Küste gemahnt. Die Vegetation besteht aus bodendeckenden Sträuchern und Stechpalmen, dawischen liegen Dörfer mit runden Strohhütten, die mit dichten Zäunen aus lokaler Vegetation ein ebenfalls rundes Areal abgrenzen. In der Tihama wird viel geflochten, u.a. Hochbetten, -tische und – stühle aus Holz mit luftig aufs Palmfasern gearbeitetem Sitzmaterial. Die Küstenregionen am Indischen Ozean und am Roten Meer (Tihama) sind ganzjährig warm bis heiß. Wir fahren auf der gut ausgebauten Straße nordwärts und erreichen Zabid, eine der ältesten und bedeutendsten Universitäten Arabiens mit zahlreichen historischen Gebäudekomplexen, sehr alten Moscheen und einem interessanten kulturhistorischen Museum.

Von Zabid fahren wir ein kurzes Stück weiter nordwärts nach Beit-al-Faqih, einer Stadt, deren bedeutende Altstadt mit zahlreichen Moscheen und einem großen Palast zunehmend verfällt und im Müll erstickt. Beit-al-Faqih ist berühmt für seinen Wochenmarkt mit Produkten aus der Tihama, darunter den für diese Landschaft typischen geflochtenen Möbeln, Korbwaren aller Art und Töpferprodukten. Die Tihama geht im Nordwesten allmählich in ein Bergland über, wir fahren durch fruchtbare Obstplantagen auf halber Höhe zwischen Gebirge und Küstenebene. Das Harazgebirge ist bis in einen Höhe von über 2000 Meter als Kulturlandschaft terrassiert und zeugt von Jahrtausende alter mühevoller Landschaftsgestaltung durch die Bergvölker des Jemen. Auf (von chinesischen Firmen) gut ausgebauten Strassen erreichen wir abends die Bergstadt Manakha.

15. Tag | Manakha – Sana‘a

Manakha gilt als das Zentrum der fruchtbaren Berge und hat eine bewegte Vergangenheit als Ursprungsort von Eroberungszügen der schiitischen Sekte der Ismaeliten. Aufgrund seiner strategischen Lage war Manakha immer auch Stützpunkt der gerade herrschenden Landesherren. Die Bergstadt kann auch als kulturelles Zentrum angesehen werden, sowohl was die Kunstfertigkeit des Terrassenbaus betrifft wie auch die detailreiche Fassadengestaltung der Häuser. Von Manakha führt ein Weg zum Wehrdorf Hajjarah, das durch ein einziges Stadttor betreten werden kann. Hajjarah ist von spektakulären Bergen eingerahmt, die dem Dorf eine dramatische Kulisse schaffen. Unterhalb von Hajjarah liegt der ismaelitische Kultort Al-Hotaib, ein bedeutender Wallfahrtsort der ismaelitischen Bohras, die ihre größte Anhängerschaft in Indien haben. An jedem 16. Tag des ersten Monats im islamischen Jahr kommen viele Pilger hierher. Nachmittags kehren wir nach Sana’a zurück und haben die verbleibende Zeit zur freien Verfügung.

Ein Besuch im Suq bietet sich an. Hier, im ältesten Suq Arabiens, in der Betriebsamkeit der Menschen und den intensiven Gerüchen des Orients bietet sich Gelegenheit zum Erwerb landestypischer Mitbringsel wie Weihrauch und Myrrhe, auch locken in unglaublicher Auswahl Gewürze und Schönheitsmittel, Rosinen in allen Größen und Varianten, alter Silber- und Korallenschmuck oder ein Djambia genannter Krummdolch.

16. Tag | Transfer zum Flughafen Sana'a, Abreise.

Abreise, Transfer vom Hotel zum Flughafen.