Route 1: Bergjemen - Bergland und Tihama

Die 12-tägige Rundreise beginnt nordwestlich von Sana’a mit Besichtigungen und Wanderungen im Bergjemen. Anschließend fahren wir zum Roten Meer, dann nach Süden durch die heiße Küstenlandschaft Tihama, biegen wieder landeinwärts nach Taiz ins Mittelgebirge, erreichen mit Aden die weiteste Entfernung vom Ausgangspunkt und fahren dann wieder nordwärts über Ibb, Al-Janad und Jiblah nach Sana’a.

Diese Fahrt berührt extrem verschiedene Landschaften und Gegenden des Jemen, von steilen Hochgebirgszonen über die heiße Küstenebene Tihama in den „grünen Jemen“ und bis an den Indischen Ozean. Das Bergland nordwestlich von Sana’a beeindruckt durch gut ausgebaute Bergstrassen, an die Felsen geklebte mittelalterliche Dörfer, Wanderwege in Höhen- und Tallagen sowie reiche Kunst- und Architekturschätze. Einige Wanderungen ermöglichen direkten Kontakt mit der Natur und mit der Bevölkerung.

Im Hochland - in Höhen von 2.000 bis 2.600 m - ist das Klima angenehm und uns vertraut. Die Tagestemperaturen liegen in der jemenitischen Hochsaison zwischen Oktober und April bei 25, die Nachttemperaturen um 5 - 10 Grad. Nach sechs Tagen im Gebirge Abfahrt in die Tihama, die nicht nur klimatisch als „Afrika Jemens“ gilt, mit Besuch von Al-Hudaydah, der mit über 600.000 Einwohnern nach  der Hauptstadt Sana’a zweitgrößten Stadt des Jemen. Südlich von Al-Hudaydah liegen an unserer Strecke das heruntergekommene Städtchen Beit-al-Faqih mit Palast und schönen Moscheen-Ensembles sowie Zabid, die ehemalige Universitätsstadt mit großartigen Bauten. Nach einem kurzen Badestopp am Roten Meer geht es über Taiz im grünen Jemen (600.000 EW) nach Aden (550.000 EW) und von dort in einer Tagesfahrt mit kurzen Halten in den historischen Stätten Ibb, Al-Janad und Jiblah zurück nach Sana’a.

1.Tag | Ankunft in Sana'a

Die Altstadt mit ihren mehrstöckigen Häusern mit weiß gekalkten Verzierungen ist ein geschlossenes Ensemble und wurde von der UNESCO als Weltkulturerbe eingestuft. Im Suq der Altstadt gibt es fast alles zu kaufen: alten Silberschmuck und edle Stoffe, Weihrauch und Gewürze, Henna, Kajal und orientalische Düfte, Rosinen und Datteln, Weihrauch und Myrrhe. Unweit des Bab-al-Jemen, des Altstadttors zum Suq, steht das Mansurgebäude, in dem Ausstellungen zeitgenössischer jemenitischer Künstler gezeigt werden. Das mehrstöckige Haus kann bis zum Dach besichtigt werden. Interessant sind die ausgeklügelten Kühl- und Lüftungssysteme bei diesem Haustyp sowie der Blick über den Suq auf die zahlreichen historischen Moscheen und die Karawansereien. Auf manchen Dächern sieht man Ziegen, die für die tägliche Milch der Bewohner sorgen. Übernachtung im Altstadthotel in Sana’a.

2. Tag | Sana’a und Beit Baus

Besichtigung des kürzlich wieder eröffneten Nationalmuseums in Sana’a mit Funden aus vorislamischer und islamischer Zeit aus dem ganzen Jemen. Kurze Fahrt nach Beit Baus im Südosten von Sana’a. Beit Baus ist ein mittelalterliches Dorf und wie viele andere alte Bergdörfer leider weitgehend verlassen und aufgegeben. Es liegt auf einer Klippe aus grünem Felsgestein und bietet eine wunderbare Aussicht über die Hochebene um Sana’a. Im Dorf kann man – auf eigene Gefahr - leerstehende Häuser mit schönen Gewölben, Alabasterfenstern und Treppenhäusern besichtigen. Übernachtung im Altstadthotel in Sana’a.

3. Tag | Sana’a – Kuhlan – Hajjah

Wir fahren auf gut ausgebauten Strassen Richtung Norden zunächst durch vulkanische Zonen und Qat-Anbaugebiete, die von zahlreichen Wachttürmen aus kontrolliert werden. Die Qatbauern hier sind reich und residieren in prachtvollen Palästen, denn Qat (Blätter des Qatstrauches), der durch ein pünktlich funktionierendes Verteilungssystem nach der morgendlichen Ernte der frischen Zweige bis mittags in die entlegensten Winkel gebracht und auf den Qatsuqs vertrieben wird, bringt ein Vielfaches aller anderen landwirtschaftlichen Produkte ein. Qat wird nach dem Mittagessen bis in die Abendstunden in einer Backe (wieder)gekaut, und die anregenden, den Zuckerspiegel senkenden Säfte werden mit Wasser sukzessive aufgenommen. Eine Portion guten Qats kostet oft die Hälfte eines Tagesverdienstes.

Wir erreichen nach 50 km und der ersten 2.600 Meter hohen Passhöhe die Stadt Amran, die noch vollständig von einer Wehrmauer umgeben ist. Die drei Stadttore sind gut erhalten. In Amran zweigen wir nach Westen ab. Der nächste Pass liegt in 2.800 Meter Höhe, und wir kurven durch terrassierte und bebaute Steilhänge bis in höchste Höhen. Wir erreichen das Bergnest Kuhlan, eine frühere Fluchtburg des Imam (bis zur Revolution 1962 wurde der Nordjemen jahrhundertelang von einem rückschrittlichen Imamat regiert) mit mehreren sehr alten Zisternen. Man geht etwa eine halbe Stunde in die Oberstadt von Kuhlan, die auf das Rückseite des Berges klebt. Ein Stufenweg führt zur Unterstadt mit dem Suq. Wir wandern von Kuhlan ein Stück bergab und erreichen danach in dreißigminütiger Fahrt auf kurvenreichen Bergstrasse unser Tagesziel Hajjah. Dort übernachten wir.

4. Tag | Hajjah – Thula – Kaukaban

Auf gut ausgebauten Straßen fahren wir an zahlreichen, wie Nester auf den Graten und Gipfeln sitzenden mittelalterlichen Dörfern vorbei und besichtigen drei historisch bedeutende Städte - Shibam/Kaukaban und Thula – alle drei himyaritischen Ursprungs aus dem 7.und dem 8. Jahrhundert. Kaukaban liegt auf einem Felsgrat hoch über Shibam und bietet einen weiten Ausblick auf die fruchtbare Landschaft und hinunter auf die Schwesterstadt Shibam.

Thula ist eine hoch gelegene Festungsstadt, die sich an eine wilde Felsformation (Reste von himarytischen Festungsanlagen) anlehnt, und Felsen ragen auch aus den Gassen der Altstadt und zwischen den insgesamt 25 Moscheen, unter denen zwei zu den ältesten des Landes zählen. Eindrucksvolle Häuserfronten – viele davon gehörten zu ursprünglich jüdischen Häusern - und abenteuerliche Wegführungen, gut erhaltene Stadttore und eine soeben aufwendig restaurierte Zisterne liegen an unserm Weg durch die steilen Gassen, die uns in einen gut bestückten Kunsthandwerkersuq um den Hauptplatz führen. Typisch für die oft mit Davidstern versehenen steinernen Hausfassaden sind runde Oberlichter, die den Häusern oft individuelle „Gesichter“ verleihen. Die Blütezeit Thulas lag schon im 15. Jahrhundert. Von Thula fahren wir nach Kaukaban, wo wir in einem zum Funduq umgebauten alten Palast übernachten.

5. Tag | Kaukaban – Al-Tawilah – Mahwit

Wir beginnen den Tag mit dem Abstieg von Kaukaban über den steilen, gut begehbaren Weg hinunter nach Shibam, das eine der ältesten Moscheen und ein Stadttor mit sabäischen Spolien besitzt. Von Shibam aus nehmen wir die Bergstraße, die südlich des Wadi Surdud durch das Haraz-Gebirge führt.

Auch diese Strasse ist gut ausgebaut und führt durch fruchtbare terrassierte Landschaften in über 2000 Meter Höhe. Wir gelangen in die Kleinstadt Al-Tawilah, 2.600 m hoch, die an und vor ein bizarres braunes Felsmassiv gebaut ist, gekrönt von einer Festung aus osmanischer Zeit. Die Stadt hat die Farbe der Felsen, weil sie aus dessen Stein gebaut ist, und hat einen schönen kleinen Suq unter Bogengängen.

In den Felsen finden sich Spuren von Höhlen, die auf frühe Besiedlung schließen lassen. Von Al-Tawilah fahren wir eine kurze Strecke nach Mahwit. In der Nähe des Ortes wurden in Höhlen prähistorische Mumien entdeckt. Die Altstadt ist ähnlich wie Al-Tawilah an einen Felsen gebaut und lädt zu einem Spaziergang durch steile Gassen, über Treppen und durch Laubengänge ein. Übernachtung in Mahwit.

6. Tag | Mahwit - Wadi Surdud – Manakha

Wir brechen von Mahwit auf zu einem Wandertag, an dem wir in mehreren kurzen Wanderungen die Landschaft erkunden. Zunächst fahren wir von Mahwit in Richtung Wadi Surdud, wir gehen etwa eine Stunde im fruchtbaren Tal, treffen auf Brunnen, kleine Dörfer, fruchtbare Obst- und Getreideplantagen, Esel und viele Kinder. Das Wadi Surdud ist eines der längsten Täler des Jemen und führt aus der Gegend von Manakha ins Rote Meer.

An den Hängen findet man rosa blühende Flaschenbäume. Nach einem Picknick fahren wir weiter nach Manakha. Die Stadt liegt inmitten einer terrassierten Kulturlandschaft des Haraz-Gebirges in 2.250 m Höhe. Hier ist die Bergwelt besonders eindrucksstark. Wir machen eine kurze Wanderung nach Kahel  durch Aprikosen- und Qatplantagen. Über einen Steinstufenweg betreten wir Kahel.

Typisch für den kleinen Ort sind blaue Tür- und Fensterverzierungen. Ein alternativer Wanderweg (1 Stunde) führt von Manakha zum Wehrdorf Hajjarah, das durch ein einziges Stadttor betreten werden kann. Hajjarah ist von spektakulären Bergen eingerahmt, die dem Dorf eine dramatische Kulisse schaffen. Unterhalb von Hajjarah liegt der ismaelitische Kultort Al-Hotaib, ein bedeutender Wallfahrtsort der ismaelitischen Bohras, die ihre größte Anhängerschaft in Indien haben. An jedem 16. Tag des ersten Monats im islamischen Jahr kommen viele Pilger hierher. Rückweg oder Rückfahrt nach Manakha und dort Übernachtung.

7. Tag | Manakha - Al-Hudaydah

Aus dem Gebirge fahren wir westwärts am Wadi Surdud entlang in die heiße Küstenebene, die nicht nur klimatisch sondern auch im Baustil (Rundhütten) an Nordafrika erinnert. Die Küstenregionen am Indischen Ozean und am Roten Meer (Tihama) sind ganzjährig warm bis heiß. An der Küste fahren wir südwärts nach Al-Hudaydah, der größten am Roten Meer gelegenen Stadt des Jemen. Wie in vielen anderen Städten gab es auch dort in den letzten Jahren einen Bauboom.

8. Tag | Al-Hudaydah - Beit Al-Faqih – Zabid - Al-Chocha

Wir besuchen am Morgen den berühmten Fischmarkt von Al-Hudaydah, wo frisch gefangene Krustentiere, Fische aller Art und zahlreiche Haisorten umgeschlagen werden. Im Hafen liegen die bunten Schiffe für die Fischerei im Roten Meer.

Am späteren Vormittag brechen wir auf und fahren weiter südwärts nach Beit-al-Faqih, einer Stadt, deren bedeutende Altstadt mit zahlreichen Moscheen und einem großen Palast zunehmend verfällt und im Müll erstickt. Beit-al-Faqih ist weit bekannt für seinen Wochenmarkt mit Produkten aus der Tihama, darunter den für diese Landschaft typischen geflochtenen Hochbetten. Zum Baden und Übernachten fahren wir in das am Roten Meer gelegene Feriendorf Al-Chocha.

9. Tag | Al-Chocha – Taiz

Am Morgen nach dem Bad im Roten Meer dreistündige Fahrt nach Taiz, der drittgrößten Stadt des Landes am Fuße des 3000 m hohen Jabel Saber. Die Stadt hat mehrere Moscheen aus dem 13. und dem14. Jahrhundert. Wir besichtigen die Ashrafiah-Moschee, die auf einem kürzlich freigelegten älteren Unterbau ruht und eine aufwendige Anlage zur rituellen Reinigung besitzt. Besuch im großen Suq von Taiz. Übernachtung in Taiz.

10. Tag | Taiz – Aden

Wir schauen uns im kuriosen Museum in Taiz um, das ein unglaubliches Sammelsurium aus dem Inventar eines reichen Kolonialhauses der 30er Jahre präsentiert. Ausflug auf die halbe Höhe des Jabel Saber mit Aussicht auf die Stadt. Dann etwa 3 Stunden Weiterfahrt nach Aden.

Wir beenden den Tag mit einer Rundfahrt durch die alten Stadtteile Krater, Mualla und Al-Tawilah, die an einem erloschenen Vulkan vor der Küste im Meer liegen, und machen einen kurzen Halt am Steamers Point, an dem zu britischen Kolonialzeiten die Passagiere der großen Dampfer abgefertigt wurden. Übernachtung in Aden.

11. Tag | Aden – Al-Janad – Jiblah – Ibb – Sana’a

Am Morgen Abfahrt in den „grünen Jemen“, eine abwechslungsreiche Mittelgebirgslandschaft, die in den Reisemonaten fruchtbar grün ist, vorbei an Taiz nach Norden mit drei Stationen bis Sana’a. In Ibb Spaziergang durch die verwinkelten Gassen der großen und noch dicht belebten Altstadt mit charakteristischen Fassaden.

In Al-Janad Besichtigung der frei in der Landschaft stehenden Moschee. Diese Hofmoschee zählt wie die Große Moschee in Sana’a zu den ältesten. Beide sind nach dem Vorbild der Kaaba-Moschee in Mekka gebaut. Das imposante Minarett überragt Bauten und Landschaft. In Jiblah gehen wir durch die fast geschlossen erhaltene Altstadt zum Gebäudekomplex (Grabmoschee, Palast, Höfe) der Königin Arwa bint Ahmed,  die im 11. Jahrhundert regierte. Am Abend erreichen wir Sana’a. Unterbringung im Altstadthotel.

12. Tag | Sana’a und Wadi Dhar, Abreise

Am Schlusstag machen wir erst einen Kurzausflug ins 16 km nordwestlich von Sana’a gelegene Wadi Dhahr mit dem beliebtesten Fotomotiv des Jemen, dem auf einer Felsnase errichteten Palast des Imam Yahya mit seiner Bilderbucharchitektur. Nach Besichtigung des im Blick auf sein erstaunliches Kühl- und Lüftungssystem interessanten Gebäudes und Rückkehr nach Sana’a empfiehlt sich ein letzter Gang durch die Altstadt.

Im ältesten Suq Arabiens bietet sich die Gelegenheit zum Erwerb landestypischer Mitbringsel wie Weihrauch und Myrrhe, auch locken eine unglaubliche Auswahl von Gewürzen und Schönheitsmitteln, Rosinen in allen Größen und Varianten, alter Silber- und Korallenschmuck oder ein Djambia genannter Krummdolch.

Transfer vom Hotel zum Flughafen.